Minusgrade bescheren Eiswein-Spezialität

Weingüter im Remstal nutzten niedrige Temperaturen am frühen Montagmorgen zur Eisweinlese.

Veröffentlicht am , 14:55 Uhr

Die Fellbacher Weingärtner haben bei -10°C Riesling und Spätburgunder-Trauben am Kappelberg gelesen. „Die Trauben hingen besonders unversehrt am Stock. Der Riesling bringt 163 Grad Oechsle (= °Oe) auf die Waage, der Spätburgunder sogar 166°Oe“, freut sich Kellermeister Tobias Single über seinen ersten Eisweinjahrgang. „Zuletzt war es mit dem 2016er Jahrgang am Kappelberg ausreichend kalt für eine erfolgreiche Ernte“, berichtet der Vorstandsvorsitzende Tom Seibold. Heuer konnten nun 120 Liter Riesling und rund 220 Liter Spätburgunder abgepresst werden.

Auch in Weinstadt waren am frühen Morgen Lesehelfer unterwegs. „Lesebeginn war um 5.30 Uhr“, berichtet Kerstin Mödinger vom Weingut Mödinger aus Strümpfelbach. Ziel war ein Weinberg, der auf 400 Höhenmetern liegt und „einer unser höchst gelegenen Riesling-Weinberge ist“; das Ergebnis: 151°Oe. Das Großheppacher Weingut Klopfer holte Riesling-Trauben ein - 150 Liter Riesling Eiswein mit einem Mostgewicht von 156°Oe. „Mittels Funkübertragung der aktuellen Temperatur konnten wir erstmals über Smartphones den Temperaturverlauf bequem von zu Hause aus mitverfolgen und den Lesezeitpunkt festlegen. Um 5.30 Uhr ging es dann ab in die Gundelsbacher Weinberge“, erzählt Christoph Klopfer.

In Kernen war das Weingut Beurer erfolgreich: In der Einzellage Stettener Pulvermächer konnten Riesling-Trauben gelesen werden: „50 Liter hoch konzentrierter Traubensaft mit 150°Oe“, bilanziert Jochen Beurer. Ebenfalls Riesling hat das Weingut Zimmerle aus Korb eingebracht: „Wir haben von 6 bis 8 Uhr bei -10°C einen Riesling Eiswein aus der Lage Steingrüble eingebracht. 150 Liter sind es geworden mit 170°Oe“, bilanziert Jens Zimmerle.

Hintergrund:
Um Eiswein herstellen zu können, müssen die Trauben im gefrorenen Zustand gelesen werden. Mindestens -7°C sind notwendig, damit die in den Beeren enthaltenen Wasserkristalle beim Pressen als Eis auf der Kelter zurückbleiben, während nur der süßeste Saft als hoch konzentrierter Most extrahiert wird. Weil Moste mit derart hohen Zuckergehalten von den Hefen nur sehr mühsam zu Wein vergoren werden, haben Eisweine in der Regel einen sehr hohen natürliche Restzucker und weisen relativ geringe Alkoholgehalte auf – oftmals nur etwa 7 Vol. %.

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